Mittwoch, 28. November 2012

Logorrhoe


Viele sondern massenhaft Worte ab,
obwohl sie nichts wirklich
Elementares auszusagen haben.

Meist sind sie noch dazu
nicht wirklich in der Lage,
ihre Belanglosigkeiten
in adäquater Form 
zum Ausdruck zu bringen.

Insofern sind ihre Elaborate
eine lästige Form
geistiger Umweltverschmutzung.

Aber eines muss man ihnen
meist doch zugute halten:

Ihre Wortbeiträge sind
in der Regel 
 "nicht gehirnverseucht"!


© drago

Montag, 26. November 2012

Wecker


Zwei Batterien, ganz egal.
Oder Feder, Werk aus Stahl,
meinetwegen auch Platine
sind das Herz dieser Maschine,
die den Tag zerstückelt, -teilt

Zahl und Zeiger - zeigt und zählt.
Wie Stunde sich um Stunde quält.
Quarz und Unruh pendeln, schwingen.
Müssen die Nacht zu Ende bringen,
wollen nicht, dass sie verweilt.

Tief drinnen, hinter Phosphorstirn,
weiß der Mechanik kleines Hirn,
wann es soweit ist, Laut zu geben:
Den Schlafenden neu zu beleben
und ihn pünktlich aufzuwecken.

Da, jetzt schellt es und ich fluche.
Während ich die Brille suche,
stopf' ich sein Maul mit einem Schlag.
Die Nacht, sie endet vor dem Tag
Ich schäl' mich müde aus den Decken.

© M.G.

Sonntag, 25. November 2012

Staatsgewalt ohne Karneval

Eins....Zwei...Polizei,
Sie fragen dich wo du hin willst,
Fragen dich, wer du bist.
Drei...Vier...fühlst du dich frei?
Du klebst am Baum - als Bürgerpilz.

Im Kofferraum hast du 'nen Kasten Bier,
Die Diener stoppen dich, weil du ein altes Auto hast,
Und fragen dich: Was haben Sie hier?
"Nur was zu trinken -  nichts, was du hasst"
Du bist eingeschüchtert und verwirrt.

Prompt bist du auf der Wache im Kreuzverhör,
"Woher kommen Sie?"
Ich frag' mich: "Wo hab' ich das schonmal gehört?
Na klar! Konforme Nazis."
Irgendwas hat mich instinktiv gestört...

Fingerabdrücke und Fotographien,
Fiktive Vorwürfe und fatale Philosophien,
Am Ende lassen sie dich unverschämt ziehen,
Nicht frei, sondern als wär's dir verziehen.


Samstag, 24. November 2012

Machtverhältnisse


So sitzen sie mit breiten Fressen
Im Parlament, auch in der Bank.
Kassieren Boni und Diäten -
Für Minderleister teurer Dank.

Entscheiden gar nicht oder falsch,
Sie lügen teure Fehler klein.
Sind Meister im Verschwenden, -plempern,
Und prügeln Sparsamkeit Dir ein.*

Dummheit hier Belohnung findet,
Versagen wird noch honoriert.
Wer schon hat, dem wird gegeben.
Geldes Macht sich niemals irrt.

Und nimmt doch einer seinen Hut
Für unverfroren buntes Treiben
So mag alles verloren gehen
Sein Geld, das wird ihm immer bleiben.

Wer oben sitzt, wird auch dort bleiben.
Verloren, wer im Keller ist.
Der oben schlemmt von gold'nen Tellern,
Während Krümel Du und Asche frisst.*

Ich fürchte, niemals wird sie fallen:
Die Grenze zementiert und fest.
Auch wenn Millionen kämpfen, stürmen,
Siegt schließlich, wer sich kaufen lässt.

-------------

*Das wusste auch schon Heinrich Heine:

Ich kenne die Weise, ich kenne den Text,
Ich kenn auch die Herren Verfasser
Ich weiß, sie tranken heimlich Wein
Und predigten öffentlich Wasser.

© M.G.

Donnerstag, 22. November 2012

Schläfer


Wir wirken ganz harmlos.
Wenn wir erwachen, 
bereiten wir Höllenqualen.

Wir lauern ständig
 Flachhirnen und
denkarmem Gesindel auf.
Hauen ihnen die hohlen Phrasen
um die ebensolchen Köpfe.
Enttarnen Sprechdurchfall
und entwickeln Gegenmittel.

Das Zeug wirkt phantastisch.
Ich liebe dieses Geräusch,
- das Knacken,
wenn bei Hohlschädeln
die ersten Ermüdungsbrüche
durch Überforderung
der unterdimensionierten
Cortex einsetzen.

Aber bei unserer Klientel
geht da nichts weiter
kaputt.

© drago

Mittwoch, 21. November 2012

Hört Euch mal selbst zu


Gabelbieger, Gotteskrieger
Geistig fraglich Überflieger
Ufos, Aliens, TCM
Denkt ihr denn, wir sind plemplem?

Hahnemann und hanebüchen
Menschen schaden mittels Flüchen
Märchen, Bärchen, Mummenschanz
Springt die Schüssel gleich noch ganz?

Wasseradern? Wasserlassen!
Wünschelruten? Nicht zu fassen!
Kartenlegen, Kreis im Korn
Wurdet ihr schon so geborn?

Auren lesen, reit den Besen
Gern auch auf dem Fabelwesen
Horoskop und Zwergzyklop?
Horcht mal durch das Skeptoskop!

© Eddi Brent

Sinn & Sinnigkeit


Wir sehen, ohne hinzusehen.
Farben wischen schnell vorüber.
Wir nehmen wahr, jedoch nicht auf.
Blicken nicht an, sondern darüber.

Wir hören, ohne hinzuhören.
Geräusche sind für uns nur Rauschen.
Im Lärm verlieren sich Nuancen.
Wir überhören, statt zu lauschen.

Wir reden, ohne nachzudenken.
Stellen fest, anstatt zu fragen.
Wir sprechen um des Sprechens willen.
Und sagen viel, um nichts zu sagen.

Wie wär' ein Leben ohne Sinne?
Nur einen Tag taub, stumm und blind.
Wir könnten schweigend in uns horchen.
Und darauf blicken, was wir sind.

© M.G.


Sonntag, 18. November 2012

Wurfsendung


Zu allererst warfen wir nur Fragen auf.
Später warfen wir Argumente in die Diskussion.
Wir brachten mehrere Entwürfe ein,
aber der große Wurf gelang uns nicht.
Als alles nichts half, warfen wir schließlich Steine.
Und irgendwann warfen sie das Handtuch.
Muss man denn immer erst werfen?
(Doch das nur als Einwurf)

© drago

Samstag, 17. November 2012

Argumente


Denen da 
gehört die Welt
und uns
die Straße
Pflasterstein für Pflasterstein


© M.G.

Freitag, 16. November 2012

WasserWerfer


Wir wollten uns waschen 
um Gestank 
Schmutz 
dieser Stadt 
hinter uns zu lassen 



Sei mal still


Was spricht dieser, was spricht der?
Es ist doch wichtig, worum es geht...
Weiß niemand, was denn richtig wär?
Gibt es keinen, der's mir verrät?

*switch*

"Mach dir keine Sorgen Freund, 
Wir regeln das schon sehr grazil,
Die Andern haben's doch versäumt,
Wir haben den Krieg als Ziel!"

*switch*

"Sei mal still und hör nicht drauf,
Gewalt macht dich nicht glücklich,
Hauptsache, du isst und kaufst,
Die Wirtschaft ist vernünftig!"

*switch*

"Diese zwei sind sehr geschickt, 
Sind mächtig, kontrollieren dich, 
World Trade und der Nah-Ost-Konflikt
Das alles wuchs auf ihrem Mist."

*off*

Nun sind sie endlich alle still
Die Glotze nutz' ich bald als Toaster,
wer weiß schon, wen er wählen will,
Ich glaub', ich geh' ins Kloster.


Donnerstag, 15. November 2012

Eloge an die Streitkräfte


Ein Idiot und ein Vollhorst,
die joggten im Staatsforst,
waren beide strunzdumm
und schrien stets herum.

Ein Grenadier mit MPi
schoss 'ne Salve auf sie;
sie entwichen alsbald -
dann war Ruhe im Wald!

Wenn der Depp und der Horst
wieder laufen im Forst,
dann schrei'n sie nicht mehr.
- Gott sei dank gibt's das Heer!

© drago

Plakatwerbung


da stand geschrieben auf grossen Plakaten
es gäbe Geld sofort und zum verbraten
dafür müsse man nur einen Anruf machen
so einfach wie nach einem Witz zu lachen

nun, mit einem Kinde mehr
bräuchten wir das Geld jetzt sehr
ich hab die Nummer mir notiert
und sogleich dorthin telefoniert

die nannten mir dann Zinses zahlen
ein Riesen Berg, kaum auszumalen
ich ließ den Hörer auf die Gabel knallen
die Idee vom schnellen Geld, die ließ ich fallen

und die Moral von der Geschicht
Plakaten glaubt man oder nicht


Grußwort


Seid gegrüßt in diesem Kreise,
Lang war sicher eure Reise.
Doch nun habt ihr hierher gefunden,
Zu den böse Zungen Runden.
Wo an diesem heil'gen Ort,
Mit so manchem bösen Wort,
Die Wahrheit huldvoll wird geehrt,
Und dies mein Freund ist nie verkehrt.

© Bernd Badura

Mittwoch, 14. November 2012

Zwischen Genie und Erleuchtung


Genies entdecken Probleme.
Erleuchtete die Lösung, 
Sowie die Farbe für graue Stränen.
Doch sind wir lyrisch adipös und,
Richten das Beil auf Hals und Schädel.

Geleit


In diesem Kreis wird bös' gedichtet,
abgerechnet und vernichtet.
Verse seien uns're Waffen,
mit denen Geistreiche wir schaffen.
Stellen Dummheit bloß mit Ironie
und Ignoranz mit Phantasie.
Kläger sind wir, zugleich Richter:
Wir sind der Kreis der bösen Dichter.

© M.G.

K L A R S T E L L U N G


Im Kreis der bösen Dichter
schreibt keinesfalls Gelichter.
Es dichten dort sehr kluge Leute;
so war es gestern, ist es heute.
Und findet ihr an diesem Orte
mal wirklich ziemlich rüde Worte,
dann reagiert nicht mit Getöse,
bedenkt: Nicht wir - die Welt ist böse!

© drago